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Shiva Baby
Der folgende Text enthält Spoiler. Wer Shiva Baby sehen will — der Film kann auf Mubi gestreamt werden.
Danielle hat die Highschool abgeschlossen und noch keinen Plan für ihr weiteres Leben. Sie hat eine Affäre mit einem älteren Mann, der ihr Geld „für ihr Jura-Studium“ dazu gibt. Auf einer Trauerfeier (Shiva, שבעה), an der sie auf Bitten ihrer Mutter teilnimmt, trifft sie zunächst zufällig Maya, ihre Ex-Freundin, und völlig unerwartet auch noch ausgerechnet ihre Affäre Max — der aber in Begleitung seiner bildhübschen und erfolgreichen Frau samt Baby auftaucht.
In Shiva Baby porträtiert Rachel Sennott die ziel- und planlose Danielle, die auf der Trauerfeier erst mit ihrer Ex-Freundin Maya konfrontiert wird, die Jura studiert und damit ein Ziel in ihrem Leben hat, während Danielle eine mit ihren Eltern abgesprochene Cover-Story bezüglich ihres Studiums erzählen muss. Ihre Affäre Max hat seine bildhübsche Frau Kim mitgebracht, die Erfolg im Beruf hat und gleichzeitig noch Mutter ist. Danielle hat ihren Eltern erzählt, dass sie mit Babysitten etwas Geld dazu verdient. Tatsächlich stammt das Geld aber von Max, dem sie wiederum erzählt hat, dass sie das Geld für ihr Jura-Studium benötigt. Max ist überrascht, dass Danielle sein Geld aufgrund der Unterstützung ihrer Eltern nicht im geringsten benötigt, während Danielle wiederum überrascht bzw. schockiert darüber ist, dass Max verheiratet ist und ein Kind hat. Dass ihre ahnungslosen Eltern ausgerechnet Kim fragen, ob Danielle bei ihr ein Praktikum absolvieren kann, verschärft die unangenehme Situation weiter. Der Film spielt — mit Ausnahme der ersten Szene — ausschließlich in dem Haus der trauernden Familie. Die teilweise dicht an dicht stehenden Menschen verdeutlichen den Druck, der auf Danielle lastet, bildlich. Ihr emotional schlechter werdender Zustand wird dabei durch Verletzungen und den Zustand ihrer Kleidung gespiegelt. Erst verletzt sich Danielle an einer Schraube, reißt sich ihre Strumpfhose auf und blutet am Bein. Später wird sie versehentlich mit Kaffee übergossen, was ihre halbe Bluse verfärbt. Zuletzt schneidet sich Danielle noch an Scherben, die sie ohne Handfeger, nur mit den Händen zusammenkehrt.
Mit Shiva Baby hat Emma Seligman ihren Kurzfilm, in dem ebenfalls Rachel Sennott die Hauptrolle spielte, zu einem Feature-Film ausgedehnt, der — neben der komischen Situation, den Sugar-Daddy auf einer Shiva zu treffen — auch die Botschaft enthält, dass es Ok ist, bi zu sein und auch mal keinen Plan im Leben zu haben. Denn nachdem sich Danielle auf der Shiva nicht nur emotional, sondern auch körperlich in Mitleidenschaft gezogen wurde, beschließt die Mutter, dass die Familie nach Hause fährt. Sie „befreit“ ihre Tochter aus der für sie unangenehmen Situation und sagt ihr außerdem, dass alles gut werde. Ihr ahnungsloser Vater bietet aber der Hälfte der Gäste an, sie in seinem Minivan nach Hause zu fahren, weshalb dann Danielle erneut zwischen lauter Gästen eingeengt ist — und natürlich steigt auch wieder ihre Affäre Max mit Frau und Kind in den Minivan ein. Diesmal hält ihr aber Maya die Hand.
Der Film erzeugt perfekt das unangenehme Gefühl, dass Danielle empfindet: ziellos im Leben und Hin- und Hergerissen zwischen ihrer Ex-Freundin und ihrer Affäre Max. Der Film ist unbedingt sehenswert.
Tuesday January 2, 2024