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Zero Fucks Given
Zero Fucks Given blickt in das Leben der 26-jährigen Stewardess Cassandre, die bei einer Billig-Airline arbeitet. Auch bedingt durch den Job ist sie isoliert und hat nur beiläufigen bzw. oberflächlichen Kontakt zu anderen Menschen. Der Film zeigt die beruflichen und privaten Änderungen des Charakters. Zero Fucks Given ist dabei so gefilmt, als wäre man direkt dabei, wodurch man als Zuschauer fast näher an Cassandre ist, als alle anderen Charaktere im Film. Diese Umsetzung ist enorm gut gelungen, was auch an der Leistung von Adèle Exarchopoulos (Cassandre) liegt. Beiläufig zeigt der Film auch die Arbeitsbedingungen und das Geschäftsmodell der Billigfluglinie Wing, die vermutlich an Ryan Air abspielt. Zero Fucks Given kann auf Mubi gestreamt werden.
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A Girl Walks Home Alone at Night
Der folgende Text enthält Spoiler. Der Film kann auf Mubi gestreamt werden.
Der Film A Girl Walks Home Alone at Night erzählt eine iranische Vampirgeschichte und die Liebesgeschichte zwischen Arash und einer Vampirin. Die Vampirin, eine junge und attraktive, aber gleichzeitig sehr stille und meist zurückhaltende Frau, zeiht nachts allein durch die Straßen der fiktiven Stadt Bad City und sucht dort ihre Opfer. Die Opfer sucht sie aber nicht willkürlich aus, sondern wählt dabei immer Männer aus, die sich Frauen gegenüber unterdrückend oder gewaltätig verhalten. Ihr erstes Opfer ist der Drogendealer und Zuhälter Saeed, der eine Prostituierte schlecht behandelt. Die Vampirin verführt Saeed, erhält Zutritt zu seinem Apartment und tötet ihn dort, nachdem sie ihm noch seinen Finger abgebissen hat.
Neben der Vampirin ist Arash der zweite Hauptcharakter des Films. Er kümmert sich um seinen heroinsüchtigen Vater. Saeed hat ihm die Drogen verkauft und nimmt, nachdem der Vater die Schulden bei ihm nicht zahlen kann, Arashs Wagen an sich. Als Arash seinen Wagen auslösen will, findet er im Apartment von Saeed diesen bereits tot vor. Er kann daher die Fahrzeugschlüssel und auch Saeeds Drogen und Geld an sich nehmen.
Die Vampirin warnt unterdessen einen kleinen Jungen, dass dieser nicht böse werden soll. Mit der Prostituierten nimmt sie zudem Kontakt auf und versucht sie, an ihre eigentlichen Wünsche und Ziele zu erinnern, die sie längst vergessen hat.
Die Wege von Arash und der Vampirin kreuzen sich erstmals als Arash unter Drogeneinfluss nachts nach Hause laufen will. Zwischen den beiden entsteht eine Romanze. Arash weiß aber nicht, dass das Mädchen eine Vampirin ist.
Während sich die Romanze zwischen Arash und der Vampirin fortsetzt, verschlechtert sich der Zustand des Vaters und die Beziehung zwischen ihm und Arash. Unter Drogeneinfluss verbringt der Vater die Nacht mit der Prostituierten und überredet auch sie, Heroin zu nehmen. Entgegen ihres Wunsches verabreicht er ihr einen Schuss, bis die Vampirin auftaucht und ihn tötet. Seine Leiche wird am nächsten Tag gefunden.
Arash — zunächst in Unkenntnis über die Person des Killers — will deswegen die Stadt verlassen und fragt seine Geliebte, ob sie mit ihm kommen will. Nachdem er aber die Katze seines Vaters bei der Vampirin findet, wird er misstrauisch. Am Ende des Films verlassen beide Bad City. Arash ist dabei zunächst wütend, dass die Vampirin vermutlich für den Tod seines Vaters verantwortlich ist. Letztlich beschließt er aber, den Weg mit ihr fortzusetzen.
Die Regisseurin Ana Lily Amirpour verbindet mit Vampiren mehrere Themen: “Vampire können Serienmörder, romantisch, historisch und drogensüchtig sein”. Alle diese Punkte werden in dem Film thematisiert, wenn auch im übertragenen Sinne. Drogen und die Drogensucht (bei Vampiren die Sucht nach Blut) wird im Film durch die Heroinabhängigkeit des Vaters dargestellt. Die Romantik wird einmal in der Liebe zwischen Arash und der Vampirin dargestellt, steht aber auch im Kontrast zu der immer wieder auftauchenden Prostituierten.
Die Vampirin hat gewissermaßen einen schlechten Männergeschmack: Sie sucht sich nur schlechte Männer als Opfer aus. Als Antiheld tritt die Vampirin als eine Art Rächerin auf, um Männer zu töten, die Frauen unterdrücken oder sonst schlecht behandeln. Dabei kann sie als Vampirin ungestört nachts umherziehen, ohne selbst in Gefahr zu sein — die Gefahr geht von ihr aus. Damit steht ihre Situation im Kontrast zum Filmtitel, der auf die reale Gefahr hinweist, der Frauen ausgesetzt sind, wenn sie nachts allein unterwegs sind. Als Randcharakter ist ab und zu Rockabilly zu sehen — ein Mann, der als Frau lebt. Viel ist über ihn nicht zu erfahren. Er ist im Film ein in stiller Beobachter. Die Regisseurin hebt hervor, dass sie damit auf die Situation der Homosexualität im Iran aufmerksam machen wollte. Die dort geltenden Shari’a Gesetze erlauben nur traditionelle Ehen. Alle anderen Beziehungen gelten als illegal.
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Shiva Baby
Der folgende Text enthält Spoiler. Wer Shiva Baby sehen will — der Film kann auf Mubi gestreamt werden.
Danielle hat die Highschool abgeschlossen und noch keinen Plan für ihr weiteres Leben. Sie hat eine Affäre mit einem älteren Mann, der ihr Geld „für ihr Jura-Studium“ dazu gibt. Auf einer Trauerfeier (Shiva, שבעה), an der sie auf Bitten ihrer Mutter teilnimmt, trifft sie zunächst zufällig Maya, ihre Ex-Freundin, und völlig unerwartet auch noch ausgerechnet ihre Affäre Max — der aber in Begleitung seiner bildhübschen und erfolgreichen Frau samt Baby auftaucht.
In Shiva Baby porträtiert Rachel Sennott die ziel- und planlose Danielle, die auf der Trauerfeier erst mit ihrer Ex-Freundin Maya konfrontiert wird, die Jura studiert und damit ein Ziel in ihrem Leben hat, während Danielle eine mit ihren Eltern abgesprochene Cover-Story bezüglich ihres Studiums erzählen muss. Ihre Affäre Max hat seine bildhübsche Frau Kim mitgebracht, die Erfolg im Beruf hat und gleichzeitig noch Mutter ist. Danielle hat ihren Eltern erzählt, dass sie mit Babysitten etwas Geld dazu verdient. Tatsächlich stammt das Geld aber von Max, dem sie wiederum erzählt hat, dass sie das Geld für ihr Jura-Studium benötigt. Max ist überrascht, dass Danielle sein Geld aufgrund der Unterstützung ihrer Eltern nicht im geringsten benötigt, während Danielle wiederum überrascht bzw. schockiert darüber ist, dass Max verheiratet ist und ein Kind hat. Dass ihre ahnungslosen Eltern ausgerechnet Kim fragen, ob Danielle bei ihr ein Praktikum absolvieren kann, verschärft die unangenehme Situation weiter. Der Film spielt — mit Ausnahme der ersten Szene — ausschließlich in dem Haus der trauernden Familie. Die teilweise dicht an dicht stehenden Menschen verdeutlichen den Druck, der auf Danielle lastet, bildlich. Ihr emotional schlechter werdender Zustand wird dabei durch Verletzungen und den Zustand ihrer Kleidung gespiegelt. Erst verletzt sich Danielle an einer Schraube, reißt sich ihre Strumpfhose auf und blutet am Bein. Später wird sie versehentlich mit Kaffee übergossen, was ihre halbe Bluse verfärbt. Zuletzt schneidet sich Danielle noch an Scherben, die sie ohne Handfeger, nur mit den Händen zusammenkehrt.
Mit Shiva Baby hat Emma Seligman ihren Kurzfilm, in dem ebenfalls Rachel Sennott die Hauptrolle spielte, zu einem Feature-Film ausgedehnt, der — neben der komischen Situation, den Sugar-Daddy auf einer Shiva zu treffen — auch die Botschaft enthält, dass es Ok ist, bi zu sein und auch mal keinen Plan im Leben zu haben. Denn nachdem sich Danielle auf der Shiva nicht nur emotional, sondern auch körperlich in Mitleidenschaft gezogen wurde, beschließt die Mutter, dass die Familie nach Hause fährt. Sie „befreit“ ihre Tochter aus der für sie unangenehmen Situation und sagt ihr außerdem, dass alles gut werde. Ihr ahnungsloser Vater bietet aber der Hälfte der Gäste an, sie in seinem Minivan nach Hause zu fahren, weshalb dann Danielle erneut zwischen lauter Gästen eingeengt ist — und natürlich steigt auch wieder ihre Affäre Max mit Frau und Kind in den Minivan ein. Diesmal hält ihr aber Maya die Hand.
Der Film erzeugt perfekt das unangenehme Gefühl, dass Danielle empfindet: ziellos im Leben und Hin- und Hergerissen zwischen ihrer Ex-Freundin und ihrer Affäre Max. Der Film ist unbedingt sehenswert.
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Corsage
Corsage (2022, Marie Kreutzer) handelt von Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungern (Vicky Krieps), die allgemein auch als Sisi bekannt war. Der Film spielt im Jahr 1877; ihr 40. Geburtstag löst eine Sinnkrise aus. Die älter gewordene Kaiserin wird mit dem Älterwerden konfrontiert und hinterfragt immer mehr ihre höfische Rolle, die im Wesentlichen auf das Repräsentieren und damit auch auf ihr Aussehen reduziert ist.
Eine wohl unfreiwillige Produktplatzierung stellt die Leifheit-Wischkombination dar, die es ins Bild geschafft. Auch das Telefon auf der linken Seite dürfte wohl nicht historisch korrekt gewesen sein, obgleich es 1877 bereits die Technik für Telefone gab.
Unabhängig davon ist Corsage sehenswert. Der Film kann auf Mubi gestreamt werden.