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Titan ist tot
Nicht der Titan, sondern Project Titan — Apples mehr oder weniger geheimes Projekt zur Entwicklung eines E-Autos. Dass Apple an dem Projekt arbeitete, ist durch die Registrierung für selbstfahrende Autos bei den kalifornischen Behörden bekannt geworden. Und natürlich durch Zu- und Abgänge bekannter Personen im Automobil-Bereich — hier wäre etwa Doug Field zu erwähnen, dessen Stelle nach seinem Weggang zu Ford von Kevin Lynch, eigentlich für die Apple Watch verantwortlich, und COO und Apple No. 2 Jeff Williams übernommen wurde.
Bereits vor einem Monat war berichtet worden, dass Project Titan vor einem Make or Break Moment stünde. Dass Apple sich jetzt für Brake entschied, dürfte vor allem mit dem KI-Hype zusammenhängen. Offensichtlich wurde auch Apple von OpenAI und den Möglichkeiten der KI überrascht. Hier muss Apple wahrscheinlich viel aufholen. Im Gegensatz ist die E-Mobilität gerade einem so starken Wandel unterzogen und hat mit Konkurrenz aus China zu kämpfen, dass dieser Sektor für Apple zunehmend uninteressant geworden sein dürfte.
Richtig prognostiziert hat dies bereits seit Jahren Alex Olma (iPhone-Blog). Dort wurde gestern noch mal hervorgehoben und weitergehend begründet, warum Apple nie ein Auto verkaufen wird.
Ich hielt von Apples Auto Projekt auch nicht viel. Ein Auto ist in der Anschaffung viel zu teuer, als das Apples Verkaufsstrategie hier funktionieren würde. iPhones, Macs und AirPods sind auch deswegen etwas teurer, weil sie bezahlbarer Luxus sind. Nicht umsonst legt Apple jeder Packung einen Apple-Sticker bei — für das Apple-Logo zahlt man mit.1 Das funktioniert meines Erachtens bei einem Auto nicht. Die Investition ist viel zu groß, um von irrationalen Motivationen getrieben zu werden. Auch die Zielgruppe ändert sich: Luxusautos werden häufig an Unternehmern verkauft und als Firmenfahrzeuge genutzt. Apples Kunden sind aber — ohne dass ich Zahlen dazu habe — wohl schwerpunktmäßig Privatpersonen.2 Hinzu kommt, dass gerade bei Autos eine große Divergenz zwischen Konzept und Verkaufsobjekt besteht. Nicht alle Designideen lassen sich in Realität umsetzen oder erweisen sich bei tatsächlicher Nutzung als zu unpraktisch. Auch das dürfte für Apple eine zu bittere Pille sein — warum soll man sich ein Apple Car kaufen, wenn es dann doch zu sehr wie jedes andere Fahrzeuge aussieht (oder aufgrund rein praktischer oder rechtlicher Erwägungen so aussehen muss). Zuletzt: Autos müssen gewartet werden. Sie müssen repariert werden und repariert werden können. Nichts könnte fernliegender sein, als Apple im Werkstatt-Bereich zu sehen. Trotz großer Bemühungen, sich einen grünen Anstrich zu verpassen — Apple will lieber neue Geräte verkaufen.
Dennoch ist es schade, kein iCar zu sehen. Angeblich sollte es ohne Lenkrad funktionieren. Jony Ive soll Türen und Innenausstattung designt haben. Ein Bild-Band nie realisierter Apple-Produkte wird es wahrscheinlich aber nie geben.
Wegbereitend wäre anstelle des Autos eher die Idee seiner Vermarktung geworden. Hätte Apple es geschafft, ein vollständig autonom fahrendes Auto zu entwickeln, wäre es nicht mehr notwendig gewesen, dass sich jeder ein Auto kauft. Es hätte ein Abo für die Nutzung genügt — quasi ein individueller ÖPNV. Ob daran aber Apple oder irgendein Autohersteller Interesse gehabt hätte, ist mehr als fraglich.
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Es gibt natürlich auch rationale Argumente, sich für ein Apple-Produkt zu entscheiden. Aber ein gewisser Teil des Preises wird zweifelsfrei für die Marke gezahlt und Apple-Kunden sind auch bereit, das zu zahlen. ↩︎
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iPhones als Firmenhandys, Macs im kreativen Bereich und iPads in bestimmten Spezialfällen ausgenommen. ↩︎
Wednesday February 28, 2024