Apple stellte neue iPads vor. Viele Überraschungen gab es nicht — tatsächlich sind viele Informationen vorher schon durchgesickert. Das iPad Pro wird dünn, springt direkt auf den M4 und das iPad Air ist jetzt auch in einer 13“-Variante erhältlich. Überraschungen finden sich dann eher in dem, was Apple nicht vorgestellt hat, weil es nicht mehr vorhanden ist: die Weitwinkelkamera beim iPad Pro, der Sim-Kartenslot1 und der schnellere 5G-Chip sind alle weggefallen.

Interessant ist auch, dass das iPad Air schwerer als das iPad Pro ist. Hier wäre es doch sinnvoll gewesen, den Zusatz „Air“ ganz wegzulassen und stattdessen das normale iPad in iPad SE umzubenennen. Nie wurde deutlicher, dass Air weder dünn noch leicht meinte, sondern nur „nicht ganz so gut“ bedeutet. Besonders geschickt war Apples Marketing auch nicht bei dem Werbespot zum iPad Pro, das Instrumente, Geräte und Smileys in einer Presse zusammendrückte. Für den Werbespot musste sich Apple anschließend entschuldigen.

Beeindruckend beim iPad Pro ist der M4-Chip, der wohl bis zu 20% schneller ist und auch gegenüber den MacBooks mit M3-Chip sehr gut abschneidet. Mehr RAM und und den noch besseren Prozessor bekommt man aber nur, wenn man sich für das iPad Pro mit 1 oder 2 TB entscheidet. Gut überlegt sollte die Option zum Nano-Texturglas2 sein — in der Regel wird die Darstellung dadurch etwas unscharf und verliert Kontrast.

Das größte Problem des iPad Pro ist aber der Widerspruch zwischen Hard- und Software. Fast keine Software des iPads stößt auf den aktuellen Geräten an ihre Grenzen. Mit welchem Argument sollte man denn dann die aktuellen Geräte upgraden? Die Software des iPads ist meines Erachtens die Bremse des iPads und seine größte Schwäche. Vermutlich um sich vom Mac abzugrenzen, wird das iPad nicht von der Leine gelassen. Warum kann nicht Mac-Software auf dem iPad laufen? Warum kann nur Software aus den offiziellen App Store installiert werden? Profi-Programme mit ihren Plugins sind mit dem App-Store nicht kompatibel. Ich bezweifle, dass das iPad mit dem nächsten Versionssprung zum Mac aufschließen wird. Zwar ist mit dem neuen Magic Keyboard das Trackpad größer geworden, aber was bringt ein Trackpad, wenn der Mouse-Cursor ein transparenter Punkt ist, der verschwindet, wenn er über klickbare Flächen fährt?

Das iPad bleibt derzeit ein Couch-Computer. Dafür ist die Software ideal! Wer Pro-Funktionen will, sollte über den Kauf eines MacBooks nachdenken. Wer mit dem Pencil zeichnet, kann über den Erwerb eines günstigen Vorgängermodells nachdenken. Wer noch etwas warten kann, der sollte die WWDC 2024 abwarten, um zu sehen, ob Apple zu der starken Hardware noch die passende Software nachliefert.


  1. Das iPad muss mit einer e-Sim betrieben werden. ↩︎

  2. Die Option geht auch nur bei der 1 und 2 TB Variante. ↩︎