Ich habe HEY E-Mail dreimal ausprobiert – und dreimal wieder gekündigt. Meine Kritik:

Was ist HEY?

HEY ist ein Premium-E-Mail-Service. Die Idee von Hey gefällt mir sehr gut. Auch die App, die für fast alle Plattformen verfügbar ist, ist hervorragend designt. Und die Idee von HEY ist ebenso brillant wie einfach: E-Mails werden in verschiedene Kategorien eingeteilt. Sie sind entweder wichtig und landen deswegen in der Inbox (die bei HEY Imbox heißt – eine Verbindung der Worte important und Inbox). Die nächste Kategorie heißt Paper Trails. In dieser Kategorie landen E-Mails, die ein Abonnement bestätigen, Vertragsbedingungen aktualisieren oder eine Rechnung enthalten. Solche E-Mails sind wichtig; in der Regel liest man sie aber nicht. Und daher werden sie bei HEY außerhalb des Blickfelds abgespeichert. Und dann gibt es noch Newsletter. Welche E-Mails dort landen, ist klar. Interessant ist aber die Idee, wie HEY diese E-Mails anzeigt: sie werden als ein großer Feed zum durchscrollen angezeigt. So kann man die E-Mails wie einen Social-Media-Feed lesen. Uninteressante E-Mails können aussortiert werden. Sie werden immer noch empfangen, landen aber in einem besonderen Ordner, der für unwichtige oder uninteressante E-Mails bestimmt ist – zum Beispiel von Anbietern, deren Produkte man nicht mehr nutzen will. Für jede eingehende E-Mail-Adresse wird der jeweilige Ordner, also Inbox, Newsletter, Paper Trail oder Screened-out (aussortiert), einmal ausgewählt und dann landet die E-Mail stets in diesem Ordner. In der Theorie liest man dann nur noch wichtige E-Mails, die in der sogenannten Imbox landen, sofort. Eher unwichtige E-Mails liest man hingegen nur dann, wenn man sich bewusst dafür entscheidet.

Theorie vs. Praxis

Diese Idee hat mir in der Theorie sehr gut gefallen. In der praktischen Umsetzung, hakt es dann aber etwas. Manchmal kann man eben nicht genau entscheiden, in welche Kategorie man eine E-Mail einsortieren müsste. Manchmal kommt von einem Absender eine wichtige und mal eine unwichtige E-Mail (Imbox oder aussortieren?). Und die eingehenden E-Mails muss man dennoch überprüfen – nur das die jetzt eben nicht mehr in einem Postfach, sondern in drei oder vier Inboxen mit fancy Namen landen. Ein weiteres Problem von HEY sind Bugs. In all meinen drei Testläufen war ich im regen Austausch mit dem Support-Team, weil bestimmte Funktionen nicht funktioniert haben. Unverständlicherweise hat HEY vor allem ein Problem damit, einem Kontakt mehrere E-Mail-Adressen zuzuordnen. Dies ist mit unter sehr wichtig, weil über den Kontakt entschieden wird, in welchem Postfach eine eingehende E-Mail landet. In meinem Fall sind Kontakte teilweise verschwunden. Sie waren zwar noch da, aber schlicht nicht mehr sichtbar. Das ist für einen Service der – und da kommen wir zum größten Problemen – 99 $ im Jahr verlangt, eigentlich nicht hinnehmbar. Diese vorgenannten Probleme sollten eigentlich in einer Betaphase gefunden und gelöst worden sein. 99 $ ist aber ein Preisschild, das ich nicht an ein Beta-Produkt hänge, sondern an ein ausgereiftes Premium-Produkt. Zum Vergleich: Microsoft bietet für fast denselben Preis sein gesamtes Office-Paket einschließlich E-Mail-Service an. Ich bin jetzt nicht der größte Microsoft-Freund, aber man muss kein Mathegenie sein, um zu erkennen, dass Microsoft für einen ähnlichen Preis deutlich mehr Leistung bietet. Anders ausgedrückt: 99 $ sind für einen reinen E-Mail-Service viel zu teuer! Ich würde den Service preislich bei 29 - 39 $ einordnen.

Alternativen

Ein schönes HEY Feature, das ich oben unerwähnt ließ, ist die Möglichkeit alle Anhänge der eingegangenen E-Mails angezeigt zu bekommen. Das kann Outlook zwar auch und ansatzweise auch Apple Mail. In HEY ist diese Funktion aber sehr schön umgesetzt. Vielleicht werde ich nächstes Jahr noch mal einen vierten Anlauf wagen. Mit HEY vergleichbare Services habe ich nicht gefunden. Man kann aber eigentlich mit jedem E-Mail-Programm Ordnerstrukturen anlegen, in die man E-Mails verschiebt (Wichtig, Newsletter, Rechnungen - und aussortierte Mails verschiebt man am besten direkt in den Müll). Als E-Mail-Client ist Apple Mail das E-Mail-Programm meiner Wahl. Richtig eingestellt bietet die App fast alles, was ein E-Mail-Programm können muss.