Nicht erst Elon Musks Ex-Twitter-X-Tiraden haben berechtigte Fragen über Social Media, ihre Nutzung und Berechtigung aufkommen lassen. Auch rechte Trolle, Wahlbeeinflussung und Metas gläsernen Nutzer haben kritische Fragen aufkommen lasen. Dabei ist Social Media recht unschuldig gestartet. Ende der 90er schrieb man in das Gästebuch einer Homepage und ein Besucherzähler zählte, wie oft die Seite aufgerufen wurde. Abgesehen davon war das Web statisch. Große Schritte zum Web 2.0 leiteten dann MySpace und Facebook ein. In Deutschland gab es dann noch wer kennt wen und StudiVZ. Richtig startete das Web 2.0 mit Twitter und den Smartphones, die das Internet überall zugänglich machten und dann ganz neue Social-Media-Dienste hervorbrachten, deren primäre Nutzung über das Smartphone erfolgt, wie Instagram und später TikTok. Gleichzeitig wandelte sich die Idee, was Nutzer auf Social Media posten. Anstelle privater Ansichten, Details und Ereignisse (Twitters Motto war ja am Anfang noch: What are you doing), wurde Social Media zur Bühne einer fiktiven, hyper-perfekten Internet-Persönlichkeit. Problematisch ist Social Media in drei Bereichen:

  1. die Privatsphäre der User und die Nutzung ihrer Daten zu Werbezwecken
  2. die Kontrolle und Manipulation der Nutzer, insbesondere vor Wahlen
  3. Hetze, Hate Speech und Trolle (gerade im rechten Spektrum)

Die (Zwischen-)Frage bleibt: Wohin entwickelt sich Social Media? Gerade die Übernahme von Twitter durch Elon Musk hat gezeigt, wie schnell sich ein soziales Netzwerk ändern kann. Was passiert, wenn ein Soziales Medium zu missbräuchlichen Zwecken übernommen wird? Wie geht man mit einem Sozialen Netzwerk um, dessen Hauptzentrale in einem Land liegt, das keine Grundrechte beachtet? Warum akzeptieren es Menschen, dass wesentliche Teile ihres virtuellen Lebens in einem Raum stattfinden, der von Unternehmen kontrolliert wird? Nur wenige würden es akzeptieren, wenn Straßen und Wege Meta gehören würden und Meta die Nutzungsdaten der Straßen und Wege erfasst. Sollten soziale Netzwerke nicht den Usern gehören? Der öffentliche Rundfunk stellt Fernsehsender und Inhalte bereit. Warum wird über den öffentlichen Rundfunk kein soziales Netzwerk bereitgestellt? Eine Mastodon-Instanz oder eine Mikro-Blogging-Platform wären ja durchaus realisierbar. Sollten nur noch verifizierte Nutzer im Internet Beiträge einstellen dürfen? Und kann man so etwas im internationalen Internet überhaupt durchsetzen? Wie kann man Trolle und Fake News verhindern oder zumindest ausbremsen? Ich würde mir eine viel aktivere Debatte über die Zukunft von Social Media wünschen.